Bei Anita bricht die Hölle los

Deckenpfronn: Friedliche Teufel, Hexen und Knechte lassen es bei Schlagerfasnet ordentlich krachen

Heiß her ging es auf der Tanzfläche bei der Schlagerfasnet GB-Foto: Holom

Die Gemeindehalle in Deckenpfronn platzte am Schmutzigen Donnerstag aus allen Nähten. Rund 40 Narrenzünfte aus dem ganzen Großraum Stuttgart kamen, um zusammen mit der Narrenzunft Deckenpfronn und allen Fasnet-Fans die närrische Zeit mit toller Stimmung und jede Menge Schlager einzuläuten.

Lilly Necker

In der einen Ecke treiben die schwarz berockten Seewaldhexen aus Sulz am Eck ihr Unwesen, in der anderen lassen die Buchental-Hexa und Deifel aus Gültlingen ihre feuerroten Rockschürze hüpfen, argwöhnisch beobachtet von den zotteligen Bergteufeln und Schloßberghexa aus Nagold. Hier und da sieht man die weiß-blauen Schnaihexa der Narrenzunft Oberjesingen durch die Menge huschen, vorbei an den vornehmen rot-blauen Schuppenhosen der Blätzlesbuaba der Narrenzunft "Klein Paris" aus Ergenzingen.

Das bunte hektische Treiben ist hingegen nichts für die Rockerstars unter den Narrenzünften, die Aspenwald-Knechte aus Öschelbronn. Lässig haben sich die dunklen Gesellen in der Mitte zusammengerottet, um die struppigen Opossumfelle auf ihren pechschwarzen Hosen zur Schau zu stellen.

Plötzlich erstarren Hexen, Teufel und Knechte gleichermaßen, lauschen, richten sich auf. Dann bricht die Hölle los, und alle Kreaturen schreien aus vollem Hals: "Ich traf sie irgendwo, allein in Mexiko, Anita!"

600 Besucher in der Halle

Die Schlager-Fasnet in der Gemeindehalle in Deckenpfronn markierte am Donnerstag mit ausverkauftem Haus und damit 600 Narren den Auftakt zur schwäbisch-alemannischen Fastnacht. "Wir wollten in diesem Jahr mal was anderes machen und haben deshalb die Fasnet unter das Motto Schlager gestellt. Das ist nicht nur momentan überall total angesagt, sondern auch einfach schön zum Spaß haben und Schwofen", sagt Herbert Däuble, Zunftmeister der Narrenzunft Deckenpfronn und traf damit absolut ins Schwarze. Angeheizt von der Balinger Tanz- und Showband "Prestige" hätte die Stimmung besser nicht sein können, als sich zuerst die Deckenpfronner Bardarutscher, später die Sau-Glogg Gugga aus Köngen den Weg zur kleinen Bühne freitrommeln und die Feierwütigen mit feinster Guggenmusik beglückten.

Die närrische Meute richtig zum Ausrasten gebracht haben dann aber die Deckenpfronner Rothexen. Mit toller Choreografie, inklusive hallenhoher Menschen-Pyramide musste am Ende den Zugabe-Rufen nachgegeben und erneut die langen schwarzen Haare an den glänzenden Holzmasken geschwungen werden. Den wohl farbenprächtigsten Auftritt hatten die Männer und Frauen der Guggenmusik-Gruppe "Los Titzos" aus Ditzingen. Wie eine fantastische Version der Herzkönigin aus "Alice im Wunderland" schwangen die Frauen ihren ausladenden schwarz-roten Roulette-Zahlen-Reifrock und ließen die gigantischen Spielkarten und Würfel an ihren Revers blitzen. "Wir haben zwei Jahre gebraucht, um die 50 Kostüme in mühsamer Handarbeit selber zu schneidern. Jede Zahl, jeder Strass-Stein und jeder Punkt auf den Würfeln wurde von den Frauen im Verein selber aufgenäht", erklärt Fischi Feucht von den "Los Titzos" stolz die atemberaubende Häs, deren aufwendiger giftgrüner Hut wiederum nur mit Hilfe und Kraft der männlichen Mitglieder entstanden ist.

Jasmin Hämmerle ist die 25-jährige Tochter des Vorsitzenden der Narrenzunft Calw und seit ihrem dritten Lebensjahr eine Stadthexe: "Wir kommen jedes Jahr nach Deckenpfronn. Das ist immer eine super Fasnet, zu der tolle Zünfte eingeladen werden." Auch Dimi Kiriakidis von der Sicherheitsfirma B&S aus Böblingen kommt gerne her. "Hier ist es für uns immer ruhig ohne großen Ärger", sagt er und bestätigt damit, dass die Deckenpfronner wissen, wie man anständig feiert.